Dienstag, 30. November 2010

Legenden sterben nicht durch die eigenen Fans

1985, Gerhard-Hanappi-Stadion. Nach einem 3:0 im Hinspiel verliert die SG Dynamo Dresden in Hütteldorf mit 0:5 und verspielt so ein scheinbar sicheres Weiterkommen im Europapokal. Diese Schmach sollte nun in Dresden am 23.01.2010 getilgt werden, mit einem Freundschaftsspiel. Grund für mich, mein erstes Spiel bei Rapid zu verfolgen, denn wann spielt der österreichische Rekordmeister schon mal in der Nähe? Nach mehreren Mails in den 14. Wiener Bezirk wurde mir eine Karte reserviert und so konnte ich als Piefke in Deutschland im Rapidblock stehen.
Die Anreise war etwas komplizierter, doch man fand eine Stunde vor Beginn in der Nähe des legendären K-Blocks noch genügend Parkplätze. Da ich mich genau auf der falschen Seite des Stadions befand, war es von Nöten, sämtliche Polizeisperren und den Zug der BULTRAS zu überwinden. Nachdem das gelungen war, begann das Warten mit einigen Österreichern auf die Fans aus Rapid und auf Andi Marek, der die Karte für mich noch im Gepäck hatte. Nachdem er meinen doch recht sächsischen Dialekt bemerkte, kam der Test, ob ich in den richtigen Block wollte. „Bist du ein Rapidfan?“ Die Antwort lautete ja und so waren alle Hürden für das Spiel genommen. Lautstark wurde zu Beginn das Bleiben von Steffen Hofmann ersungen. Aber bis heute gibt es noch keine Entscheidung seinerseits, ob er in Wien bleibt. Auch ein einheitliches Auftreten im Block wurde erreicht, indem Mützen in den Rapidfarben kostenlos verteilt wurden. Bei den Hausherren gab es eine recht eindrucksvolle Bengalochoreo zu Beginn. Das Spiel im neuen Schmuckkästchen Rudolf-Harbig-Stadion war angerichtet.
Es trafen sich, trotz nur 7.800 Zuschauern, doch recht stimmgewaltige Fans und so waren die Dynamos zwar lauter, die grünen aber konstanter. Auf dem Platz wohl ein ähnliches Bild, Rapid spielte überlegen, aber nur die Hausherren kamen zu Chancen. Derweil bekam man auf den Rängen nicht viel davon mit. Denn der Block West hielt sich eben mit hüpfen, klatschen, singen und Schals werfen bei eisigem Wetter warm. Der zweite richtige Zeitpunkt, an dem die Grün-Weißen die Lauteren waren, war zum Freistoß von Dober. Die erste Rapidchance war gleich drin und noch lauter war der Jubel…äh Gesang, als das 2:0 durch Trimmel fiel. Noch vor der Pause gab es einen Aufreger im 16er, nachdem der Torschütze Dober den Ball an die Hand bekam. Der deutsche Schiedsrichter hatte ein einsehen mit den Schwarz-Gelben und Savran verwandelte den Elfmeter zum 1:2 Halbzeitstand.
Zu Beginn der zweiten Hälfte hatten wir plötzlich starkes Übergewicht in der Lautstärke, denn der K-Block war noch halbleer, erst 5 Minuten nach Wiederanpfiff füllte sich der Block. Dabei gab es vor dem Stadion Straßenschlachten, nachdem Ordner versucht hatten, die Fans mit Bengalos aus dem Block zu filtern. Das Spiel plätscherte vor sich hin und Chancen wurden auf beiden Seiten nicht genutzt, dafür wurde auf beiden Seiten kräftig durchgewechselt. Es begann die letzte Viertelstunde, doch wenige Sekunden vor dem Einklatschen der letzten 15 Minuten traf Steffen Hofmann, der Hütteldorfer Fußballgott, zum 3:1. Die 75. Minute brach an und die Bengalos wurden entzündet. Zunächst kein Problem, aber die Ordner stürmten plötzlich den Block um die „Unruhestifter“ herauszufiltern und es kam zu Unruhen. Denn natürlich flogen jetzt Bengalos auch auf den Rasen und sobald ein Ordner außer Reichweite war, wurden erneut Bengalos gezündet. Das massive Eingreifen der Sicherheitskräfte ist aber differenziert zu betrachten, weil ohne ihr Eingreifen es keine Ausschreitungen gegeben hätte. Zudem war bekannt, dass sowohl Dynamo als auch die Anhänger vom SK Rapid Pyrotechnik anmelden wollten.
Die Lage beruhigte sich schnell wieder, doch der fade Beigeschmack ist natürlich geblieben, auch da Zeitung und der MDR über Ausschreitungen berichteten. Obwohl diese ja von den Sicherheitskräften ausgingen. Durch die Ereignisse im Block gingen die Tore von Kegel und Konrad zum 2:4 Endstand aus Sicht der Sachsen zu Ende. Stimmungstechnisch hatten schon die 200 Hütteldorfer allein beeindruckt, zudem kam eine gewohnt starke Leistung des K-Blocks. Ein schönes Spiel mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass es zu unschönen Berichten im Nachgang kam. Denn Pyrotechnik gehört sowohl in Dresden, als auch in Wien zur Fankultur und so legendäre Vereine leben von ihren Ultras. Im Gegensatz dazu sind die Medien der größere Feind des Fußballs.








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